049 QUARTIERSBIBLIOTHEK Oberwinterthur

In dem denkmalgeschützten Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert entsteht eine neue Quartiersbibliothek für Oberwinterthur: ein einladender Ort für kulturellen Austausch. Als neue lebendige und räumliche Mitte verbindet die zentrale Tenne die Räume im Inneren und tritt gleichzeitig in einen Dialog mit dem Stadtraum. Die Eingriffe in die historische Substanz erfolgen behutsam und beschränken sich auf das Notwendigste. Die typologischen Qualitäten von Gebäude und Garten bleiben erhalten, während die Raumstruktur eine zeitgemäße Neuinterpretation erfährt.

Alle Funktionen der neuen Quartiersbibliothek verteilen sich auf die beiden historischen Gebäude des Bauernhauses – Wohnhaus und Scheune. Die konzeptionelle Idee des Projekts leitet sich von der zentralen Tenne im Erdgeschoss ab: als neue räumliche und soziale Mitte öffnet sie sich als Begegnungsort dem Stadtraum und verbindet auch im Inneren die vier Hauptbereiche der Bibliothek. Durch die gezielte Öffnung des Speichers erhält die Tenne wieder ihre ursprüngliche Gestalt und wird zum Bindeglied zwischen Stadtraum, Bibliothek und Bibliotheksgarten.

Der Hauptzugang zur Bibliothek erfolgt über die Eingangstür des ehemaligen Wohnhauses, die mit einer kleinmassstäblichen Empfangsgeste zwischen Stadtraum und Eingangsraum vermittelt. Hier erfüllen Garderobe und Rückgabestelle die funktionalen Aufgaben des Ankommens und leiten weiter in die Tenne mit Infothek. Von hier aus fällt die Orientierung im offenen Raumgefüge leicht. Neue Erschliessungselemente, Treppe und Lift, spielen das Raumgefüge frei, indem sie statisch unterstützende Funktionen übernehmen – so ist es möglich, neue Elemente unabhängig zu gestalten.

In Anlehnung an die Bestandsstruktur formuliert das neue Raumkonzept ein Vier-Raum-Modell mit Fokus auf Innovation, Erfahrung, Beteiligung und Befähigung. Die großzügigen Haupträume – drei davon mit Bibliotheksnutzung – bieten unterschiedliche Qualitäten und Platz für wechselseitiges Lernen. Zusätzliche intime Räume sind als Rückzugsorte für individuelles Arbeiten konzipiert und können durch mobile Einbauten flexibel genutzt werden. 

Soweit möglich, wird die bestehende Struktur der Scheune weitergenutzt und sichtbar belassen, um ihren typischen Charakter zu erhalten. Aufgrund von hohen Nutzungsanforderungen an die Bibliothek sind Ertüchtigungsmassnahmen im Bereich des Tragwerks, des Wärmeschutzes und der Akustik sowie neue Konzepte für Haustechnik und Brandschutz jedoch unumgänglich. Alle Maßnahmen sind im Sinne der Verhältnismässigkeit zu definieren, um einen respektvollen Umgang mit der historischen Bausubstanz zu ermöglichen und gleichzeitig mit sinnvollen Maßnahmen auf die Anforderungen zu reagieren.

TEAM
Philipp Schaefle
Hendrik Steinigeweg
Charlotte Gueckel
Joachim Brönner

WEITERE BETEILIGTE
Ghisleni Partner AG
PIRMIN JUNG AG
Borgogno Eggenberger und Partner AG
3-PLAN AG
BAKUS Bauphysik + Akustik AG
ORT für Landschaftsarchitektur