Zwischen Bahngleisen und Waldhügeln, wird das schweizerisch Bundesarchiv auf dem Areal des Industriegürtels in Zollikofen erweitert. Das neue Archiv ist kulturelles Gedächtnis des Bundes und Energiespeicher zugleich: als geschlossener Behälter verspricht es einerseits die sichere Aufbewahrung von Dokumenten, andererseits impliziert es mit seiner technischen Fassade die effiziente Speicherung von Sonnenenergie. Die gläsernen Photovoltaikbänder verleihen dem geradlinigen Baukörper eine flirrende Lebendigkeit und industrielle Leichtigkeit und repräsentieren das Archiv als bedeutenden Kulturspeicher.

Das neue Bundesarchiv vereint zwei Elemente: einen geschlossenen Baukörper, das eigentliche Archiv mit seinen komplexen logistischen Abläufen, und ein transparentes Attikageschoss mit Ausblick in die Schweizer Landschaft für Arbeitsplätze, Steuerung und Zentrale. Die Geometrie des kompakten Baukörpers orientiert sich mit seinen geradlinigen Fassadenfluchten an den angrenzenden Strassenverläufen. Im Süden tritt das Bundesarchiv selbstbewusst in Erscheinung. Ein städtischer Vorplatz verortet den Haupteingang und markiert den Kopf des Gevierts. Wetter und Licht spiegeln sich in der schimmernden Fassade in horizontal aufgefächerten gläsernen Photovoltaik-Paneelen und lassen den Baukörper im Kontrast zu den flächigen Fassaden der benachbarten Verwaltungsbauten plastisch und lebendig erscheinen. Zwar belieben die Fassaden des Archivbaus verschlossen, doch nach oben öffnet sich das zurückgestaffelte Attikageschoss mit einer umlaufenden Bandfassade und lässt auf den freien Dachflächen einen Garten entstehen. Um das Grün ordnen sich die gläsern transparenten Arbeitsplätze der Verwaltung an. Hier entfaltet der Standort durch die Freigabe von Ausblicken in die Landschaft seine volle Qualität. Eine vorgesetzte Dachkonstruktion knüpft allseitig an die Bekleidung des Baukörpers an und versorgt den Aussenraum mit Schatten. 

Zwei Erschliessungen gliedern das Gebäude funktional in zwei Bereiche. Aus dem südlichen Haupteingang können die Verwaltungsarbeitsplätze, Pausenraum und Dachgarten im Attikageschoss per Treppe oder Lift direkt erreicht werden. Der offene Arbeitsbereich ist durch dienende Räume in der Mittelzone strukturiert, während eine flexible Zonierung erhalten bleibt. Aus dem nördlichen Zugang werden über einen Zirkulationsraum die Förderanlagen ins Hochregallager und die Kommissionierung erschlossen. Von hier aus verbindet ein Lift den natürlich belichteten Anlieferungsbereich und Bereitstellungsraum. Satiniertes Glas schütz vor Einblicken auf die vertraulichen Akten. Die als «Durchlader» konzipiert Warenliftanlage stellt den zentralen Umschlagsplatz dar. Hier rahmt ein grosses Fenster den Blick in das Archivlager, das sich über drei Geschosse erstreckt. Konträr zum exponierten Attikageschoss entsteht hier eine introvertierte Arbeitsatmosphäre.


Energiebilanz

Mit der Prämisse einer möglichst nachhaltigen Bauweise versucht das Projekt, den Ressourceneinsatz gering zu halten. Nach oben wird die Konstruktion des Archivbaus zunehmend leichter: Im Erdreich bestehen die Außenwände aus Beton, oberirdisch kommt eine einer Kombination von Massivholzwänden und gedämmten Holzständern zum Einsatz und das Attikageschoss ist als leichte Holzkonstruktion aufgesetzt. Durch die kalkulierten Verwendung von Massivholz können Feuchtespitzen auf natürliche Weise ausgeglichen und der Einsatz von Haustechnik erheblich reduziert werden. Um das Archivgut sicher zu lagern, können die unteren drei Geschosse von der schützenden Hanglage im Norden profitieren. Mit anpassbaren Konstruktionen ist das Projekt möglichst zukunftsoffen zu funktionieren: Acht Meter hohe Geschosse erlauben bei Bedarf den Einzug einer Zwischendecke und ermöglichen so vielfältige Umnutzungen. Fensteröffnungen können in die selbsttragende Fassade eingesetzt – und die davorliegenden Solarpaneele wo notwendig entfernt werden. 

TEAM
Philipp Schaefle
Hendrik Steinigeweg
Charlotte Gückel
Rosa Hagedorn

WEITERE BETEILIGTE
Ghisleni Partner AG 
WaltGalmarini AG
Pro Engineering AG
Waldhauser + Hermann AG
Emch+Berger Verkehrsplanung AG
soltic AG
Kuster + Partner
Quantum Brandschutz GmbH

In Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron 

Die Kabine der Luftseilbahn Iltios-Chäserrugg aus den 70er Jahren musste ersetzt werden. Durch den Einsatz einer neuen “Replika-Kabine” mit identischen Abmessungen kann die Bahninfrastruktur für die kommenden Jahrzehnte beibehalten werden.

Das frische weiss im Innern der Kabine macht den Reisenden Ihrem Privileg bewusst, dass Sie an einen speziellen Ort reisen – und nicht bloss von A nach B pendeln. Das „rote Band“ interpretiert subtil die ursprüngliche rote Farbigkeit der äusseren Erscheinung.

Die Projektierung und Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron.

TEAM
Philipp Schaefle
Hendrik Steinigeweg
Florian Hofmann
Alexandra Schwarz

WEITERE BETEILIGTE
Herzog & de Meuron
CWA

Credits
TBB AG

In Zusammenarbeit mit Herzog de Meuron 

Der Chäserrugg, der östlichste der sieben Churfirsten, erhebt sich 2262 Meter über dem Meeresspiegel. Von Norden, aus dem Toggenburg, erhebt sich der Bergrücken sanft und fällt nach Süden hin als steile Felswand fast 1900 Meter zum Walensee ab. Dieser einmalige Gipfel ist seit dem Bau der Bergbahn Unterwasser – Iltios – Chäserrugg touristisch erschlossen.

Sowohl im Sommer als auch im Winter ist die Talstation in Unterwasser der zentrale Einstieg in das Chäserrugg Gebiet. Die Standseilbahn auf den Iltios nahm 1934 den Betrieb auf, die Luftseilbahn auf den Chäserrugg folgte 1972. Als Baumaterial wurde für die ursprünglichen Bauten der Iltiosbahn – die Talstation, das Viadukt und die Bergstation – lokaler Kalkstein verwendet.

Die neue Talstation ist ein klassischer Bahnhof: Die Bahn fährt in die zentrale, offene Halle hinein. Von dort aus gelangen Gäste in ein Café, zu Schliessfächern und zum Empfang mit einer Besucherinformation. Zusätzlich befinden sich angrenzend die Büros der Klangwelt Toggenburg und Infrastruktur für den Warenumschlag. Ein grosses Satteldach überspannt die Halle und die angegliederten Räume. Zum Dorf hin kragt es weit aus und schafft einen einladenden Vorplatz, mit einem Brunnen, der aus den Steinen der ehemaligen Talstation gefertigt worden ist. Der Holzbau der neuen Talstation ist ökologisch nachhaltig und ermöglichte eine schnelle Bauzeit – das Gebäude wurde in nur einer Sommersaison 2024 erstellt und ausgebaut. Ein weiterer Bestandteil des ökologischen Konzepts ist eine ressourcenschonende Energiegewinnung durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Das Projekt setzt die langjährige Zusammenarbeit zwischen den Toggenburg Bergbahnen und Herzog & de Meuron fort, die vor über zehn Jahren begonnen hat. Die Talstation ist das vierte gemeinsam realisierte Projekt. Es ist typologisch und konstruktiv mit der Bergstation der Luftseilbahn auf dem Chäserrugg verwandt, die 2015 mit einem Gipfelrestaurant erweitert und umfassend erneuert wurde.

Gleichzeitig mit dem Neubau der Talstation wurde auch die Standseilbahn selbst für einen nachhaltigeren Betrieb modernisiert, während das ursprüngliche Bahnviadukt erhalten blieb.

©Herzog & de Meuron, 2024

TEAM
Philipp Schaefle
Hendrik Steinigeweg
Alexandra Schwarz
Florian Hofmann
Amelie Steffen
Rosa Hagedorn

WEITERE BETEILIGTE
Herzog & de Meuron

Casutt Wyrsch Zwicky AG
Pirmin Jung Schweiz AG
3-Plan Haustechnik AG
Schmid Brandschutzplanung
Bakus Bauphysik & Akustik
Klaus Architekten
mati AG Lichtgestaltung
Steurer Seilbahnen AG
RKL Emch+Berger Ingenieurbüro AG
SC+H Sieber Cassina + Handke AG
Grünenfelder und Partner AG
Integral Axel Steinberger Zürich
Alpiger Holzbau AG
Schällibaum Bau AG
Roth Bedachungen Fassaden AG
Brändle Bedachungen AG>
Tobler Haustechnik + Metallbau AG
Gebrüder Giezendanner AG
EW Elektro Widmer AG
Resta AG
Malerbetrieb Grob AG
Aepli Stahlbau AG
Amendola AG
Alpstein Kälte AG
KOCH Group AG
Biko Verladetechnik AG
Inotec Sicherheitstechnik AG
Wilhelm Büchel AG
Steurer Seilbahnen AG
Vanoli AG

 

Credits
Bild 1-6 Daisuke Hirabayashi
Bild 7 Gertrud Eggenberger

«Die Architekten Hendrik Steinigeweg und Philipp Schaefle haben mit ihrem Team aus einer ehemaligen Toggenburger Scheune und einem Walliser Stall, der heute als Feriendomizil dient, eindrucksvolle Beispiele für die gelungene Umnutzung historischer Bauten geschaffen.»

architektur. aktuell 09/2024 «Klima» Alina Schwarz

In Jona entsteht ein neues Mehrgenerationenhaus direkt am Fluss. Das Projekt setzt auf nachhaltige Bauweisen und erforscht neue Materialinnovationen. Unter Verwendung gegenwärtiger Technologien versorgt sich das Haus selbst mit Energie. Mit hohem Vorfertigungsgrad ist das Haus in Massivholzbauweise konstruiert und verzichtet gänzlich auf den Einsatz von Kunststoffen. Energiekonzept, Materialität und Gestaltung verbinden sich zu einem zeitgemässen Wohnkonzept in einer innovativen Architektur.

Das Mehrgenerationenhaus am Fluss Jona besticht durch eine klare Grundform und ein expressives Dach, das für die optimale Gewinnung von Solarenergie ausgelegt ist und es von der Nachbarbebauung abhebt. Frei verteilte Fenster verleihen dem Haus eine skulpturale Anmutung, während kleinere Anbauten ihm Massstäblichkeit verleihen. So zeichnet sich das Projekt durch sein unaufdringliches und doch eigenständiges Erscheinungsbild aus.

Auch im Innenraum erzeugt das Volumen spannende Momente. Zwei Wohneinheiten auf drei Etagen bieten Raum für drei Generationen. Ein durchlaufender Treppenkern gliedert den Grundriss und trennt als Schwellenraum zwischen öffentlichen und privaten Bereichen. Die Materialität des Innenausbaus setzt konsequent auf natürliche Rohstoffe: Vollholz ist überall in unbehandelter Form präsent. 

Das Projekt setzt auf eine Kombination aus passiven Bauelementen und moderner Technologie, um den Energieverbrauch zu minimieren. Dachvolumetrie und gezielte Öffnung der Fassade nach Süden optimiert die Nutzung der Solarenergie: Massive Bauteile des Gebäudes können thermisch aktiviert werden und wärme regulieren, während Solarthermie- und Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen genügend Energie erzeugen, um die Wohnräume kontinuierlich zu versorgen. Natürlich feuchteregulierende Materialien im Innenraum, wie Lehmputz und Holz, regulieren das Raumklima. 

Energie Schemata in Schnitt und Grundriss

Bei der Konstruktion des Hauses wurde besonderer Wert auf die Verwendung natürlicher, nachwachsender Rohstoffe gelegt. Mit hohem Grad an Vorfertigung bildet Schweizer Holz die Primärstruktur des Gebäudes. Die Innenwände im Untergeschoss bestehen aus zementfreien Lehmsteinen, die zusätzlich feuchteregulierende Eigenschaften haben. Durch den Einsatz dieser Materialien ist das Mehrgenerationenhaus nicht nur umweltfreundlich, sondern auch ein Vorbild für nachhaltiges Bauen und den schonenden Umgang mit Ressourcen.

TEAM
Philipp Schaefle
Hendrik Steinigeweg
Anabell Fritsches
Raphael Eichenmann

BETEILIGTE
Holzbau Nägeli AG
Gebrüder Giezendanner AG
Energie-Werkstatt / Gebhard Keckeis
Briner Bau AG
Schreinerei Lindauer AG
Oberholzer Spenglerei & Sanitär
Lehm AG
Hanfhandwerk
Tobler Metallbau AG
Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil AG
Winkler Solar
Gerevini Ingenieurbüro
Kuster+Partner AG
Schmidt & Kündig Ingenieure AG

Credits
Isometrie Selin Civi

Die Architektur des Mitwirkens
Die Chäserrugg-Gebäude von Herzog & de Meuron, Klanghaus und Initiative «Energietal»: Das Toggenburg arbeitet zielstrebig an seiner Bau- und Energiekultur – und setzt auf Kooperation

Stefan Kurath 03.2023

In Zusammenarbeit mit Jörg Schwertfeger

Die Gefässmedizin Seefeld in Zürich wurde mit minimalen Eingriffen zeitgemässer & frischer gestaltet. Um Ressourcen zu schonen wurde besonderer Wert auf Nachhaltigkeit und Upcycling gelegt, die minimalen Eingriffe des führten zu grossen Veränderungen. Die Praxis erscheint nun in einem neuen Glanz und bietet eine angenehme Atmosphäre für Patienten und Mitarbeitenden.

TEAM
Philipp Schaefle
Hendrik Steinigeweg
Alexandra Schwarz

Bilder / Artwork
Zsigmund Toth